Fundstück: Wieder ein Puzzleteil gefunden
Fundstück: Wieder ein Puzzleteil gefunden
Freitag, 14. Juni 2019
Wir freuen uns immer, wenn wir von ihnen eMails und Briefe bekommen, in denen sie uns von ihren Begegnungen mit dem Werk von Heinrich Sohnrey berichten. Manchmal bekommen wir auch Hinweise, die unser Bild von Heinrich Sohnrey ein bisschen klarer werden lassen. So haben wir in dieser Woche eine nette eMail bekommen, in der uns der Beweis geliefert wurde, dass Heinrich Sohnrey und Hermann Löns sich persönlich gekannt haben. Aber lesen sie selbst.
Ihr Hubertus Menke
Original Scan aus dem Buch:
1933.03.07 - Sohnrey, Heinrich - Vorwort zu 'Löns, Hermann - Im flammenden Morgenrot'.jpg
Hermann Löns
Im flammenden Morgenrot
Tier, Jagd und Naturschilderungen
Erzählungen aus Wald und Heide
Dichtungen
Ausgewählt und mit Vorwort versehen von
Heinrich Sohnrey
Professor Dr. Dr. h.c.
Mit 150 Kupfertiefdruckbildern nach Naturaufnahmen
Zur Einführung
Es war um die Jahrhundertwende, als ich mit Hermann Löns einen schönen Nachmittag in Hannover verlebte. Löns-Bücher hab es damals noch nicht; aber den hannoverschen Zeitungen und einzelnen anderen norddeutschen Blättern, wie z.B. der halbmonatsschrift „Niedersachsen“, die Löns eine kurze Zeit leitete, hatte sein Name für uns Hannoveraner schon einen hellen Klang bekommen.
Löns strebte natürlich mit seinen dichterischen Schaffen über den heimatlichen Bezirk weit hinaus und klagte mir deshalb, daß die maßgebenden Berliner Blätter sich so unzugänglich für ihn zeigten. Er hatte eine große Fülle von Schilderungen, Erzählungen und Gedichten in seinen Schreibtischfächern aufgestapelt, und es stand flammendes Morgenrot über ihnen, von wenigen nur gesehen.
Im Jahre 1901 erschienen Hermann Löns’ erste Buchwerke: „Mein grünes Buch“ und „Mein goldenes Buch“ mit ihren herzhaften, köstlich frischen Schilderungen und Dichtungen. Beide Werke, zunächst wenig beachtet, gingen später in Friedrich Gersbachs Verlag über, dem Löns außer anderem kurz vor seinem Auszug ins Feld auch seine „Einsame Heidfahrt“ überließ, in deren packenden Schilderungen das wundervolle reiche Schaffen des Dichters ausklang. Diese und anderen zunächst einzeln verlegten Dichtungen und Abhandlungen wurden 1929 einheitlich zusammengefaßt in einer vier Doppelbände umfassenden „Löns-Kassette“, die, zumal in ihrer schönen, gediegenen Ausstattung, unstreitig zu den wertvollsten und begehrtesten Schätzen des deutschen Schrifttums zählen.
Eine sorgfältige vielseitige Auswahl aus der hervorragend schönen Löns-Kassette bildet der hier vorliegende neue Band, unter dessen Titel, der gleichsam an die Verheißung seiner ersten Dichtungen anknüpft, sich die ganze Macht und Pracht des Lönschen Gesamtwerkes vor unsern Augen entrollt. Prächtige Jagdgeschichten, Naturschilderungen, Tiermärchen und Erzählungen, alles Wesentliche, was Hermann Löns in seiner ausgeprägten Eigenart geschaffen und was den besondern Reiz des Naturschilderers und Dichters ausmacht, finden wir hier vereinigt. Und wenn noch einiges Weitere dazu gekommen ist, so war die leitende Absicht dabei, Löns in seiner Mannigfaltigkeit zu zeigen und möglichst jedem Leser etwas zu geben, das seinem besonderen Geschmacke entspricht.
Erhöht wird der Reiz des Werkes durch einen großen Schatz von Bildern. Der Verlag hat weder Kosten noch Mühe gescheut, um auch in dieser Hinsicht das Beste zu schaffen. Eine große Reihe von Photographen hat er zur Mitarbeit herangezogen und unter mehr als 2200 Naturaufnahmen 130 Bilder ausgewählt und als Kupfertiefdruckbilder herstellen lassen. Ich glaube somit, daß alles geschehen ist, was geschehen konnte, um ein Werk zu schaffen, das man als eines der schönsten Löns-Bücher wird bezeichnen können.
Irgendwo in seinen Schriften führt Hermann Löns das wunderschöne Wort an, mit dem der Imker die Heide charakterisiert, wenn er sie den „Honigbaum“ nennt. „Das ist“, sagt Löns, „ein Wort voller Poesie, ein Wort blühend und duftend und farbenreich, das nur ein Volk findet, das ganz mit und in der Natur lebt.“ Ja, ist Hermann Löns nicht selbst wie dieser Honigbaum, blühend und duftend und farbenreich, der noch in seiner naturwüchsigen Kraft und Frische dasteht, wenn vielleicht die „rosenrote Heide“ längst in fruchtbares Ackerland umgewandelt wurde? -
Berlin, am 7. März 1933. Heinrich Sohnrey